In der Ergotherapie mit Kindern wird gespielt. Warum? Weil spielen das ist, was Kinder tagtäglich machen, um sich selbst und ihre Umwelt zu erforschen. Weil spielen eine sinnvolle und zielführende Betätigung ist um Funktionen und Fertigkeiten zu trainieren, die notwendig sind, um sich anzuziehen, Rad zu fahren, schreiben und lesen zu lernen und um emotionale und soziale Fertigkeiten zu entwickeln.
In der Ergotherapie nutzen wir diese unglaubliche Kraft des Spiels. Wir setzen im Spiel dort an, wo Kinder, aus welchen Gründen auch immer, in ihrer Entwicklung eingeschränkt sind oder nicht weiterkommen, um die Kinder im eigenständigen, selbstbewussten und kompetenten Handeln zu stärken.
Welche Bedeutung hat also „das Spiel“ für die kindliche Entwicklung?
Nach einem Mobile greifen, sich drehen, robben oder krabbeln um einen Ball zu erreichen, so trainieren schon die Allerkleinsten ihre motorischen Funktionen. Rumpfstabilität und Bewegungskoordination verbessern sich durch gehen, laufen, springen und klettern, immer komplexere Anforderungen wie Rad fahren, Ball spielen, schwimmen gelingen.
Voraussetzung für eine gute Feinmotorik ist eine ausreichende Rumpf-, Schulter- und Armstabilität. Durch das Spielen mit kleinen Bausteinen, Perlen, Steck-, Bau- und Schraubspielen wird die Fingerfertigkeit geschult. Die Hand-Hand Koordination, sowie die Auge-Hand Koordination werden differenzierter und somit wird der Gebrauch von Stift, Schere etc. immer einfacher und ein wichtiger Baustein um in der Schule zu bestehen wird gelegt.
Bei der Sache bleiben, sich an wichtige Details, Informationen erinnern, sich gut organisieren können, sind Fähigkeiten mit denen man nicht geboren wird. Sie entwickeln sich im sozialen Miteinander und werden durch das Spielen in einer freud- und lustvollen Weise gestärkt. Impulskontrolle und Frustrationstoleranz werden wichtig um Projekte zu Ende zu bringen, durchzuhalten auch wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt.
“Ich kann das nicht”, „das ist zu schwer“! Wer zu schnell aufgibt, lernt weniger dazu, wer nichts fertig bringt hat weniger Erfolgserlebnisse. Beim Spielen können Kinder neues ausprobieren, nachahmen was sie bei anderen gesehen haben, es auf andere Weise noch einmal versuchen, um zum Ziel zu gelangen. Das Selbstbewusstsein wird durch “ich habe das gemacht, ich kann das“ gestärkt und der Mut sich auf weitere Herausforderungen einzulassen steigt.
Beim Spielen bekommen die Kinder viel sensorischen Input, sie erleben wie ihr Körper funktioniert, wenn sie springen, rollen, schaukeln und klettern. Sie bekommen taktile Stimuli beim Sandspielen, spielen mit Knetmasse und Fingerfarben. Sie fordern ihre visuelle Wahrnehmung wenn sie Gegenstände heraussuchen und Puzzleteile zusammenfügen. Beim Verstecke spielen lernen sie viel über Größenverhältnisse „wo passe ich hinein oder darunter“. Im Spielen nehmen die Kinder ihre Umwelt und sich selbst wahr.
Spielen und Ergotherapie
Das Spiel ist also das Therapiemittel in der Ergotherapie, um zu lernen wie der Körper funktioniert und wie man mit der Umwelt interagieren kann. Die grob- und feinmotorische Entwicklung, ein gesundes Selbstbewusstsein und eine adäquate Handlungsfähigkeit, nichts davon entwickelt sich für sich alleine, alles geht Hand in Hand. Die Feinmotorik verlangt als Grundlage eine gute Haltungsstabilität, die Grobmotorik greift für ihre Entwicklung auf die sensorische Wahrnehmung zurück und das alles lässt sich im Spiel erlernen und fördern. Das Spiel ist die Betätigung, also die Arbeit, der Kinder und es macht auch noch Spaß!